Paravespula germanica (Deutsche Wespe)
Die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) ist eine häufige, schwarz-gelb gefärbte Kurzkopfwespe, die durch ihre aggressivere Nahrungsbeschaffung, ihr verborgenes Nestverhalten und die potenzielle Rolle als Hygieneschädling besonders im Spätsommer auffällt.
Beschreibung der Deutschen Wespe
- Die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) gehört zu den Kurzkopfwespen, die sich durch den geringen Abstand zwischen Augenrand und Oberkieferbasis von den Langkopfwespen unterscheiden. Systematisch zählt sie zur Familie der sozialen Faltenwespen (Vespidae). Ihr Körper ist schwarz-gelb gefärbt, rote Zeichnungselemente fehlen. Weibchen erreichen eine Größe von 16 bis 19 Millimetern, Männchen 13 bis 17 Millimeter und Arbeiterinnen 12 bis 14 Millimeter. Charakteristisch ist der gelbe Stirnschild (Clypeus) mit ein bis drei schwarzen Punkten, im Gegensatz zur Gemeinen Wespe, die dort eine ankerförmige Zeichnung aufweist.
Lebenszyklus und Nestgründung
- Die Völker der Deutschen Wespe haben im Vergleich zu anderen Vespiden einen relativ langen Lebenszyklus. Während die Königin etwa ein Jahr lebt, beträgt die Lebensdauer der Arbeiterinnen nur wenige Wochen. Die Nestgründung beginnt meist zwischen April und Mai, wenn begattete Jungköniginnen aus der Überwinterung kommen. Anfangs entwickeln sich aus den Eiern nur Arbeiterinnen, die das Nest weiter ausbauen und die Königin versorgen. Männchen und neue Königinnen erscheinen ab Mitte August und die Völker können bei mildem Wetter bis in den November hinein bestehen.
Neststandorte und Bauweise
- Die Nester der Deutschen Wespe befinden sich überwiegend unterirdisch, oft in verlassenen Mäuse- oder Maulwurfsgängen, die erweitert werden. Oberirdisch werden auch Dachböden, Zwischendecken oder andere dunkle Hohlräume genutzt. Die Nester sind grau gefärbt und mit muschelförmigen Lufttaschen versehen, die für eine gute Isolation sorgen. Große Völker können 1.000 bis 7.000 Individuen umfassen. Die Nester ähneln in Form und Bauweise denen der Gemeinen Wespe, unterscheiden sich jedoch durch ihre grau gefärbte Nesthülle.
Wespenplagen und ihr Auftreten
- Die Deutsche Wespe ist zusammen mit der Gemeinen Wespe für sogenannte „Wespenplagen“ verantwortlich, die alle drei bis fünf Jahre auftreten. Diese Plagen treten besonders in Jahren mit trockenem und warmem Frühjahr auf. Bei kühler und verregneter Witterung sterben viele Kolonien bereits im frühen Entwicklungsstadium ab. Im Herbst decken die Arbeiterinnen ihren Kohlenhydratbedarf oft durch süße Nahrungsmittel wie Obst, Limonade oder Kuchen, was sie zu einer lästigen Erscheinung machen kann. Auch Wurst steht auf ihrem Speiseplan, deren Stückchen sie für die Larven ins Nest transportieren.
Ökologische Bedeutung und Gefahr für Menschen
- Im Ökosystem spielen Deutsche Wespen eine wichtige Rolle, da sie große Mengen an Insekten, insbesondere Fliegen und Mücken, erbeuten. Dadurch tragen sie zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bei. Ihre Stiche können schmerzhaft sein, sind aber für gesunde Menschen meist ungefährlich. In seltenen Fällen kann ein Stich in die Mundhöhle jedoch zu lebensgefährlichen Schwellungen führen, weshalb in solchen Fällen ein Arzt aufgesucht werden sollte. Für Allergiker stellt der Stich der Deutschen Wespe ein erhöhtes Risiko dar, da er zu einem anaphylaktischen Schock führen kann.
Verbreitung und Einführung in neue Regionen
- Paravespula germanica ist in den meisten Regionen der Erde verbreitet. Ursprünglich war sie in Europa, Nordafrika und Asien heimisch, wurde jedoch durch den Menschen in zahlreiche andere Gebiete eingeführt, darunter Nord- und Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland. Heute ist sie in vielen dieser Regionen gut etabliert und kann dort unter günstigen klimatischen Bedingungen auch mehrjährige Nester bilden, die von mehreren Königinnen bewohnt werden.
Bevorzugte Lebensräume und Nistplätze
- Die Deutsche Wespe bevorzugt geschützte, dunkle Nistplätze und ist in nahezu allen Landschaftsformen anzutreffen. Als Kulturfolger findet sie sich häufig auch in städtischen Gebieten. Ihre Nester werden bevorzugt in Hohlräumen im Boden oder in Gebäuden angelegt. Dabei zeigt die Art eine hohe Flexibilität bei der Wahl ihrer Nistplätze. Selbst Rollladenkästen, Dachböden und Garagen werden genutzt. Seltener nistet sie frei im Freien.
Gesetzliche Regelungen und Prävention
- In Deutschland ist die Deutsche Wespe nicht nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt, anders als Hornissen oder Hummeln. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§39 BNatSchG) ist es jedoch verboten, die Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten. Da Deutsche Wespen als Hygieneschädlinge auftreten können, sollte in Lebensmittelbetrieben besonders auf Präventionsmaßnahmen wie Insektenschutzgitter und das Abdecken von Lebensmitteln geachtet werden. Bei einem Problem mit einem Wespennest sollte ein professioneller Schädlingsbekämpfer konsultiert werden.