Paravespula vulgaris (Gemeine Wespe)
Die Gemeine Wespe: Ein faszinierendes Insekt mit markanter Färbung, komplexer Lebensweise und bedeutender ökologischer Rolle.
Aussehen und Merkmale
- Die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris) ist eine der häufigsten Wespenarten in Deutschland und Mitteleuropa. Sie gehört zur Familie der Faltenwespen (Vespidae) und zeichnet sich durch ihre schwarz-gelbe Warnfärbung aus, die auf ihre Wehrhaftigkeit hinweist. Die Königinnen dieser Art erreichen eine Größe von 16 bis 19 Millimetern, während Arbeiterinnen zwischen 11 und 14 Millimeter und Drohnen zwischen 13 und 17 Millimetern groß werden. Ein markantes Merkmal der Gemeinen Wespe ist die ankerförmige schwarze Zeichnung auf ihrem gelben Kopfschild, die zur Unterscheidung von anderen Arten dient.
Nistgewohnheiten und Nestbau
- Die Gemeine Wespe bevorzugt unterirdische Nistplätze, wie alte Wühlmaus- oder Maulwurfsbauten, aber auch geschützte Stellen an oder in Gebäuden, beispielsweise Rollladenkästen oder Dachböden. Ihre Nester bestehen aus zerkauten Holzfasern, die zu einer mehrstöckigen Wabenstruktur geformt werden. Diese Nester können beachtliche Größen erreichen, oft bis zu 12 Wabenetagen und einem Durchmesser von bis zu 80 Zentimetern. Die Kolonien sind einjährig, und im Herbst stirbt das Volk ab.
Nestgründung und Entwicklung des Volkes
- Im Frühjahr beginnt die Wespenkönigin, ein Nest zu gründen. Die Königin übernimmt zunächst alle Aufgaben wie den Nestbau, die Brutpflege und das Sammeln von Nahrung. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen diese die Pflege der Brut und den Ausbau des Nestes. Die Königin konzentriert sich von diesem Zeitpunkt an ausschließlich auf die Eiablage. Das Volk erreicht seine maximale Größe gegen Ende August, wenn die ersten Geschlechtstiere – Männchen und Jungköniginnen – schlüpfen.
Rolle im Ökosystem
- Die Gemeine Wespe spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie jagt andere Insekten, insbesondere Fliegen und Mücken, um ihre Brut mit tierischem Protein zu versorgen. Dabei kann ein Wespenvolk täglich bis zu 2.000 Gramm Insekten fangen, was einen wichtigen Beitrag zur Schädlingsbekämpfung leistet. Gleichzeitig sind sie in der Lage, Blütennektar aufzunehmen, was sie zu Bestäubern macht, obwohl sie für tiefere Blütenarten weniger geeignet sind.
Verhalten im Spätsommer
- Trotz ihrer ökologischen Bedeutung wird die Gemeine Wespe im Spätsommer oft als Plage wahrgenommen, da sie auf der Suche nach süßen Nahrungsmitteln ist. Besonders in der Nähe von Obst, Marmeladen, Limonaden oder Kuchen treten sie vermehrt auf. Diese Vorliebe für menschliche Speisen führt oft zu Konfrontationen, was den Ruf der Gemeinen Wespe als aggressiv oder lästig stärkt.
Stiche und Gefahren für den Menschen
- Die Wespe besitzt einen giftigen Stachel, den sie mehrmals einsetzen kann, da dieser keinen Widerhaken wie bei der Honigbiene hat. Der Stich der Gemeinen Wespe ist zwar schmerzhaft, jedoch meist ungefährlich. Allergiker sollten jedoch besonders vorsichtig sein, da ihre Reaktion auf das Wespengift lebensbedrohlich sein kann. Zudem sollte bei Stichen im Mund- oder Rachenraum unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Schutzstatus und Umsiedlung
- Die Gemeine Wespe steht unter allgemeinem Artenschutz gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 39 Abs. 1 BNatSchG). Es ist verboten, sie ohne triftigen Grund zu fangen, zu töten oder ihr Nest zu zerstören. Wenn eine Umsiedlung des Wespennests keine Option ist, bieten wir eine effektive und sichere Bekämpfungslösung für Nester an kritischen Stellen wie Eingangsbereichen oder stark frequentierten Orten.
Lebenszyklus und Überwinterung
- Nach dem Tod der Wespenkönigin im Spätherbst beginnt der Zusammenbruch des Volkes. Die letzten Arbeiterinnen fliegen bis in den November umher, auf der Suche nach Nahrung. Die Jungköniginnen, die erfolgreich überwintern, gründen im folgenden Frühjahr neue Kolonien. In Gebieten mit milden Wintern, wie in Neuseeland, wo die Art durch den Menschen eingeführt wurde, sind sogar mehrjährige Wespenvölker bekannt.