Dolichovespula media (Mittlere Wespe)
Die Mittlere Wespe (Dolichovespula media) – auch bekannt als ‚Kleine Hornisse‘ – beeindruckt mit ihrem auffälligen Nestbau, ihrem friedlichen Verhalten und ihrer wichtigen Rolle im Ökosystem.
Aussehen
- Die Mittlere Wespe ist die zweitgrößte einheimische Wespenart und erreicht eine Größe von bis zu 22 Millimetern. Ihre charakteristische Färbung, besonders bei den Weibchen, ähnelt stark der der Hornissen, was ihr den Beinamen „Kleine Hornisse“ eingebracht hat. Männchen und Arbeiterinnen sind kleiner und schwarz-gelb gefärbt, während die Königinnen rötliche und braune Farbtöne aufweisen. Die Art gehört zur Familie der Langkopfwespen, was durch den deutlichen Abstand zwischen unterem Augenrand und Oberkiefer erkennbar ist.
Nestbau und Koloniegröße
- Die Nester der Mittleren Wespe haben eine zitronenförmige Struktur und werden überwiegend im Gezweig von Bäumen oder Sträuchern errichtet. Sie erreichen etwa die Größe eines Fußballs und zeichnen sich durch ihre glatte, wasserabweisende Oberfläche aus. Die hellgraue Nesthülle ist häufig durch weiße, grüne oder rötliche Streifen gemustert. Die Koloniegröße liegt meist bei 200 bis 300 Individuen, selten kann sie bis zu 500 Tiere erreichen. Im Vergleich zu anderen Wespenarten ist der Lebenszyklus der Mittleren Wespe relativ kurz: Er beginnt Ende April und endet meist im August und September.
Verbreitung und Lebensraum
- Die Mittlere Wespe ist in Mitteleuropa verbreitet, kommt jedoch auch in Nord- und Osteuropa vor. Ihr Lebensraum erstreckt sich bis nach Russland, China und Japan. In Deutschland ist sie zwar flächendeckend verbreitet, aber nur selten zu finden. Die Art bevorzugt lichte Wälder, Buschlandschaften sowie strukturreiche Baum- und Strauchschichten. Im städtischen Umfeld findet man ihre Nester vor allem in Hecken, Fassadenbegrünungen und Gebüschen.
Verhalten und Nestschutz
- Die Mittlere Wespe gilt als relativ friedlich und zeigt nur bei direkter Störung des Nests Aggressivität. Ihre Nester sind oft gut versteckt und werden häufig erst bei Gartenarbeiten, wie dem Heckenschnitt, entdeckt. Aufgrund ihrer freien Nestbauweise sind diese Nester jedoch auch besonders exponiert und daher anfällig für Zerstörungen. Die Art reagiert auf Störungen in Nestnähe empfindlich, was bei unsachgemäßem Umgang zu schmerzhaften Stichen führen kann.
Ernährung und Ökologische Bedeutung
- Die Mittlere Wespe ist ein geschickter Jäger und trägt durch die Jagd auf Fliegen und Mücken zur natürlichen Schädlingskontrolle bei. Die erbeuteten Insekten werden zerkaut und als Fleischbrei an die Larven verfüttert. Die adulten Tiere ernähren sich hauptsächlich von Blütennektar und Honigtau, den sie von Blattläusen sammeln. Durch ihre Vorliebe für leicht zugängliche Blüten, wie die von Doldenblütlern, spielt sie auch eine Rolle in der Bestäubung.
Gefährdung und Schutzstatus
- Obwohl die Mittlere Wespe in einigen Regionen verbreitet ist, zeigen ihre Bestände lokal Rückgangstendenzen. Die Art ist besonders gefährdet, da ihre Nester leicht zugänglich und oft ungeschützt sind. Vor allem in den frühen Phasen der Koloniegründung werden sie gelegentlich von Vögeln wie Kohlmeisen geplündert. In einigen Bundesländern steht die Mittlere Wespe bereits auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
Umgang mit Nestern und Umsiedlung
- Aufgrund ihres Schutzstatus sollten Nester der Mittleren Wespe nicht zerstört werden. Wenn ein Nest jedoch an einem problematischen Standort entdeckt wird, ist eine Umsiedlung durch Fachleute die beste Lösung. Bekämpfungsmaßnahmen sind grundsätzlich zu vermeiden, da die Art eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt.
Zusammenfassung und Ausblick
- Die Mittlere Wespe ist eine faszinierende Art mit einzigartigen Merkmalen und Verhaltensweisen. Ihre bedeutende Rolle im Ökosystem, insbesondere als Schädlingsjägerin und Bestäuberin, macht sie zu einem schützenswerten Insekt. Trotz gelegentlicher Konflikte, insbesondere im Siedlungsbereich, sollte der Erhalt ihrer Nester gefördert und eine fachgerechte Umsiedlung bei Bedarf in Betracht gezogen werden. Der Erhalt dieser Art ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch gesetzlich geschützt.